Marketing aus dem Lehrbuch: Wie die Amis eine Kriegskatastrophe im eigenen Land gewinnbringend nutzen

Man nehme ein Ereignis, das emotionalisiert. Zum Beispiel ein Krieg. Betrifft mindestens die involvierten Parteien, ist aber aufgrund des hohen Nachrichtenwerts auch für die meisten anderen interessant. Die Amis sind gut im Krieg machen. Und kennen sich noch besser mit der Vermarktung aus. Da machen sie in der Wirtschaft schon meistens eine gute Figur, in der Politik sowieso.

Bei einem Besuch der Pearl Harbor Gedenkstätte im gleichnamigen Hafen auf der hawaiianischen Insel Oahu, auf der sich auch die Hauptstadt Honolulu befindet, wird die hohe Kunst des Marketings, das eine ganze Nation einwickelt, auf dem Silbertablett präsentiert. Als aufgeklärter Europäer ertappt man sich schnell dabei, wie man sich ganz sicher ist, diesen zum Teil primitiv wirkenden Maßnahmen nicht auf den Leim zu gehen, sondern reflektiert und prüfend an die Sache herangehen würde. Und doch kann man, gemessen an der unübersehbaren Wirksamkeit bei der Zielgruppe, die Genialität nicht übersehen. Da wird ein Ereignis, das einer demütigen Nation wie den Deutschen eher peinlich wäre, zum Heldenakt der Geschichte stilisiert, das alle Amerikaner stolz macht.














Kurz zur Erinnerung: Am 7. Dezember 1941 griffen japanische Marineflugstreitkräfte die in Pearl Harbor liegende Flotte der USA an und läuteten damit den Kriegseintritt der Amerikaner in den 2. Weltkrieg ein. Viele Schiffe sanken, Soldaten starben. Wie das eben so ist bei einem Kriegsgefecht. Dazu kann die Nation, die Weltmeister im Krieg führen (natürlich am liebsten außerhalb ihres Landes) ist, eigentlich genügend Erfahrung mit einbringen. Doch macht es eben einen Unterschied auf welchem Terrain gekämpft wird und wer dabei, salopp gesagt, Federn lässt. Don't mess with the USA! So viel steht fest. Sonst kriegt man es doppelt und dreifach zurück. Hiroshima lässt grüßen.

Über die Mitschuld der Amerikaner am eigenen Missstand in Form von ignorierter Warnungen wird natürlich kein Wort verloren. Stattdessen wird Stimmung gemacht und das mit Erfolg. Alle sind sich einige: jeder einzelne, der bei diesem Angriff gefallen ist, muss ein Held sein und die Nation geht gestärkt aus der kollektiven Misere heraus. Das ist bewundernswert gut funktionierender Propaganda zu verdanken. Unterstützt durch Marketingmaßnahmen und Merchandising-Artikel, die ankommen. Melodramatische Filmsequenzen in slow motion mit hochemotionaler Musik, die Gänsehaut veursacht ob man es will oder nicht. Die Installationen, wie z.B. das Denkmal USS Arizona mit Gedenktafeln und wehenden Fahnen, sind durchaus gut umgesetzt und man kann sich nicht davon frei sprechen, den Ort mit Interesse und Gefallen zu besichtigen. (Im angemessenen Outfit im Marine-Look, versteht sich. Ja, ich gehöre dann wohl zur potentiellen Käufergruppe der Fashion-Merchandising-Mittel).


Aber die Hawaii-Hemden mit der gesamten Flotte darauf, die Pearl Harbor Lippenstifte, die ganzen Modelle und Bildbände, Kugelschreiber, Kalender, Münzen bringen einen zum Schmunzeln. Und zum Staunen gleichermaßen, denn: die Artikel gehen weg wie warme Semmel und die Gedenkstätte lockt täglich Tausende Menschen an. Wer nicht um 9 morgens spätestens da ist, hat kaum eine Chance, am selben Tag (!) noch Eintritt zu erhalten. Die Hollywood-Verfilmung war ein Kassen-Hit und die Nation ist ein zusammengeschweißtes Team. Auch, wenn die Rechnung nicht immer aufgehen kann und wird, vieles funktioniert einfach. Und zwar richtig gut im Sinne von zielführend und somit erfolgreich.



Kommentare

Julia hat gesagt…
Sehr guter Beitrag. Die Amis sind eben gut im Marketing - und das schließt keinen Bereich aus.
Jazz hat gesagt…
Danke Julia. Profis eben. Zum Thema Wahlkampf hattest Du ja schon mal was im Angebot. Auch spannend!
Anonym hat gesagt…
wer kann es den jungs verdenken: entweder lagen sie besoffen in der ecke (oder woanders [drauf], oder in kombination), oder sie sind mit priapismus ob des eigenen status als ami, dazu in pearl harbor (aloha hawaii) und bislang nicht-involvierte in den ´europäischen (kontinental-)krieg´ herum gelaufen.

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