"Modefotographie im Wandel der Zeit" - eine Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussionen leben grundsätzlich vom Thema und von den Diskutanten. Ich finde, dass beide Faktoren stimmen müssen. Dieses Mal hat mich allerdings in erster Linie das Thema zur Veranstaltung getrieben: Modefotographie. Ein thematisches Begleitevent zur wunderschönen Ausstellung der Fotographien von Lillian Bassmann &  Paul Himmel in den Hamburger Deichtorhallen, die heute zum letzten Mal ihre Tore geöffnet hat, war eine Podiumsdiskussion zum Thema "Modefotographie im Wandel der Zeit" am gestrigen Samstag, 27. Februar.
Die Runde musste einige Male vertagt werden und so stimmte letztlich auch die Liste der Gäste leider nicht mehr, die auf der Website der Deichtorhallen nachzulesen war. Die einzige Teilnehmerin, die mir einigermaßen bekannt war, Promi- und Modefotographin Esther Haase, saß zu meiner Überraschung und Enttäuschung gar nicht auf dem Podium. Ihren Ersatz kannte ich nicht und da der Name nicht mehr nachträglich recherchierbar ist, kann ich ihn hier leider auch nicht nennen. Alles in allem war es eine nette Runde mit Co-Kuratorin und ehemalige Moderedakteurin Brigitte Woischnik, Moderedakteurin Britta Scholz, Modebuch-Autorin Adelheid Rasche (z.B. Christian Dior und Deutschland) und dem unbekannten Fotographen.



Alle waren vom Fach und Experten, keine Frage, aber da jenseits der 40 und 50, doch auch sehr historisch aufgelegt. Der Titelzusatz "im Wandel der Zeit" kündigt das zwar auch ehrlicherweise an, allerdings hat mir das Jetzt etwas gefehlt. Spannend auf der einen Seite, wenn man Zeitzeugen hört, die die Anfänge der Vogue in Deutschland hautnah miterlebt haben. (Gemeint ist hier übrigens der wirkliche Anfang 1979, seit dem die Modebibel regelmäßig hier erscheint, und nicht etwa die kurze Zeitspanne zwischen 1928 und 1929.) Und diese Zeitzeugen können mitreden, wenn es um Modejournalismus in den Fünzigern geht oder die Historie von Trends, vor allem der Einflüsse von Film und Musik auf die Mode im Laufe der Zeit. Dennoch hätte ich mir ein bisschen mehr Glanz und Gloria gewünscht. Intellektuell war es, glamourös eher weniger. Fashion-Experten etwa von Vogue, Elle und der Harper's Bazaar wären Sahne gewesen - gerne aus New York und Paris - denn die haben sicherlich so viel unglaublich Spannendes zu berichten, dass man noch mehr ins Staunen geraten wäre. Gut, aber ist ja auch alles eine Frage der Kosten. Dass Lillian Bassman im November, zum Auftakt der Ausstellung, persönlich anwesend war, ist schon etwas sehr Besonderes und hat vermutlich einen großen Teil des Budgets vertilgt.



Nichtsdestotrotz bin ich eineinhalb Stunden geblieben, fand es zum Teil lehrreich und lohenswert, da gewesen zu sein und habe Interessantes gelernt:

  1. Katalogfotographie gehört nicht zur Modefotographie, ist aber genauso wichtig - besonders natürlich für den Verkauf, weil hier Details wie Knöpfe gezeigt werden, die Frau genau ansehen möchte, bevor sie das teure Teil, an dem sie befestigt sind, kauft.

  2. Am besten funktionieren beide Formen vereint: Klare Fotographie mit Poesie. Die Welt braucht einfach beides, so das Podium.

  3. Modefotographie hat einen soziologischen, philosophischen, psychologischen und historischen Ansatz (und die sind alle wissens- und beachtenswert)

  4. Modemagazine zeigen Trends immer zuerst klar fotographiert, erst dann werden Bilder / Bildstrecken eingesetzt, die Geschichten erzählen (hierzu würde man dann die eitlen Modefotographen einkaufen oder - wie Burberry es getan hat - einen Blogger, der mehr oder weniger spektakuläre Fotos von gekleideten Menschen auf der Straße geschossen hat)

  5. Schwarz mach schlank und die einen sehen den Ursprung des immer aktuellen Schwarz-Trends bei den Existentialisten / Intellektuellen, andere bei den Pragmatikern verankert; auch "function fashion" gennant. Sagte jedenfalls der Fotograph, dessen Namen ich nicht mehr weiß. Wieder was gelernt.
A propos...
...Burberry: Alles zur kürzlich stattgefundenen Burberry Schau in London mit 3D Brillen und den Neuinterpretationen des klassischen Trenchs ist bei den Modebloggerinnen Les Mads nachzulesen: http://ww.lesmads.de/tag/Burberry .   

...Esther Haase: Der nicht da gewesene Gast ist übrigens Celebritiy-Fotographin u.a. bei der Vanity Fair und Modefotographin z.B. bei Guess. Sie hat letztes Jahr eine Germany's Next Top Model Kandidatin für den Sonnenbrillenhersteller vogue abgelichtet. Jüngst stellte sie im Hotel Intercontinental in Düsseldorf ihre Fotos mit Schwerpunkt Tanz aus. Schade, dass ich mir die wohl nicht mehr anschauen kann. Ist am 30. Januar dieses Jahr ausgelaufen. Steht aber noch als aktuelle Meldung auf Ihrer Website. Mit Datum von heute. Websiten zu aktualisieren, ist kein Geheimnis, Freunde! Besuch schadet trotzdem nicht: http://www.estherhaase.de/ 

... letztes Foto: Model Barbara Mullen in Christian Dior, fotographiert von Lillian Bassman 1949. Ein sehr schönes Ding!

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